Stefan Probst, Team Xundpfleger, darüber, wie die Hüfte Ihrem Fuß zu Hilfe kommt – Das Training der Beinachsen
Unsere Becken- und Beinmuskulatur bewältigt täglich ein hohes Maß an Bewegungen und schützt uns dabei vor Verletzungen und übermäßigen Abnützungen. Doch wie behandelt der Physiotherapeut Probleme, die in diesem System auftreten können? Wie kann ich beispielsweise Stufen wieder ohne Beschwerden rauf und runter gehen, wenn es dann doch einmal zwickt? Und was hat unsere Hüfte mit unseren Beinen zu tun?
Dazu muss man etwas weiter zurück in das Wachstum unseres Körpers blicken: nämlich dorthin, wo alles beginnt – in den Bauch der Mutter. Der neue Mensch entwickelt dort Gelenke, Knochen, Bänder, Muskeln, etc. Das Besondere daran ist: Die Knochen der oberen sowie der unteren Extremitäten wachsen mittels Rotationen. Dieses Wachstum setzt sie nach der Geburt fort und verlangsamt sich mit dem Erwachsenenalter. Der Knochen hat sein Längenwachstum erreicht und verrotiert nicht weiter. Unsere Muskeln halten dieser Spannung entgegen, indem sie im Idealfall gegen diese Knochenrotation halten – es entsteht eine „Verwringung“, die uns Halt gibt. Auch Faszien und Bänder geben Halt in den verschiedensten Ebenen und sorgen für reibungslose Bewegungsabläufe in den Gelenken.
Die Muskeln in unserem Becken und in den Beinen haben verschiedene Bewegungsmöglichkeiten. Für Rotationen in den Beinen sind hauptsächlich die Hüftmuskeln im Beckenbereich verantwortlich. Unsere Oberschenkelmus-kulatur sorgt für Beuge- und Streckbewegungen in der Hüfte sowie im Knie. Die Unterschenkelmuskulatur ist hauptsächlich für die Fußbewegung und für das Fußgewölbe zuständig.
Man sieht: Das Zusammenspiel sehr vieler Muskeln ist für die komplexen Bewegungen Gehen, Laufen oder Stiegen steigen notwendig.
Je nach Bewegungsanalyse in der Physiotherapieeinheit erkennt Ihr Therapeut, welche Muskeln gekräftigt werden müssen, um ihre Beinachse, deren Rotationen und die Belastungsverteilung wieder zu optimieren.
Häufig wird daher bei Fußgewölbeschwächen (Plattfuß, Senk-Spreizfuß etc.) nicht sofort am Fuß gekräftigt, sondern an rotierenden Hüftmuskeln, um von oben die Beinachse bestmöglich zu korrigieren und dem Fuß somit erst die Möglichkeit zu geben, sein Gewölbe muskulär zu stabilisieren.
Auch Schmerzen im Knie haben oftmals ihre Ursache im Hüft- oder Fußgelenk, die Steifheiten entwickelt haben oder nur mehr einseitige Muskelüberaktivierungen aufweisen. Auch hier wird an den Nachbargelenken gearbeitet, bevor der Therapeut das Knie selbst behandelt.
Die Beinachsenkräftigungsübungen werden dann vom Patienten zuhause selbstständig durchgeführt. Mit steigender Kraft der stabilisierenden Muskulatur werden Bewegungen und Belastungen dann wieder ökonomischer durchgeführt und Schmerzen bestmöglich gelindert.